Nachruf Herbert Teßmer

   Liebe Vereinsmitglieder,

leider muss ich euch eine betrübliche Nachricht zum Jahresausklang übermitteln. Am 21.Dezember 2020 verstarb Herbert Teßmer im Alter von 93 Jahren. Er war über 75 Jahre lang eine tragende Kraft unseres Vereins.

Sehr viele von uns kannten ihn als Schach-Senior, der gerne zum Schachspielen kam und viele Seniorenturniere im ganzen Land spielte. Doch er war nicht nur Spieler, er hat auch jahrzehntelang als Funktionär Verantwortung übernommen. In den Stader Schachverein trat er nach dem 2.Weltkrieg ein, wurde Spieler und Mannschaftsführer der 1.Mannschaft und Spielleiter in den 50er und 60er Jahren, als man noch ohne Handy, Mail und WhatsApp nur per Brief (häufig mit Schreibmaschine geschrieben) kommunizierte.

Durch seinen kaufmännischen Beruf waren ihm Zahlen nicht fremd, so wurde er Kassenwart im Verein. Ab 1968 wurde er zum 1. Vorsitzenden gewählt. Durch seine kommunikative Art und seine Fachkompetenz interessierte er sich auch über den Verein hinaus für die Organisation des Schachs. So gab er seine Vereinsfunktionen ab und war 2.Vorsitzender des Schachbezirks4 (71-80) und wurde zweimal zum Referenten für Finanzen im Niedersächsischen Schachverband (76-80 und 87-94) gewählt. In dieser Zeit war er auch zwei Jahre Kassenprüfer des deutschen Schachbundes. Er wurde mit der goldenen Nadel des NSV für seine Dienste geehrt und ihm wurde 1996 als zweite Person des Schachbezirks4 die Ehrenmitgliedschaft des NSV verliehen.

Für Herbert Teßmer war das Schach spielen, neben seiner Leidenschaft für Tischtennis, einfach Spaß und Freude. Doch schaute er immer über seinen Tellerrand in sein Umfeld und hatte ein Gespür für Menschen. Legendär waren die Fahrten entlang der B3 mit Stopp im Restaurant Hof Barrl. Ich werde persönlich nie sein Vertrauen vergessen, als er mich als 18-Jähriger zu unseren 1.Saisonspiel fragte "Na, hast du deinen frisch gemachten Führerschein mit? Hier ist der Autoschlüssel, wir müssen nach Schwarmstedt". Und ich durfte sein Auto fahren.

Herbert blieb dem aktiven Schach bis fast zu seinem Lebensende treu. Sein letztes Punktspiel macht er ausgerechnet in einem Vereinsduell in der Kreisklasse Stade IV gegen Stade V. Als 89-Jähriger spielte er gegen den jungen 13-jährigen Marvin. Ein Duell auf Augenhöhe, aber er verlor mit den weißen Steinen. Doch gewann er die Herzen aller, die dieses Spiel miterleben konnten.

Mit ihm verlieren wir nicht nur eine immer hilfsbereite, tatkräftig und verlässliche Hand, sondern einen Menschen mit einer außergewöhnlichen Persönlichkeit.

Wir danken ihm aufrichtig für sein unermüdliches Schaffen und werden sein Andenken in Ehren halten.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau Helga und seinen Angehörigen.

Bernd Micheel, 1.Vorsitzender Stader Schachverein